Freitag, 7. Mai 2021

Rechtschreibung: Wie sich eine Kultur selbst zerstört

Wenn ich an die deutsche Rechtschreibung, vor allen Dingen an deren sogenannte Reformen denke, dreht sich mir der Magen um. Rechtschreibung ist ein Stück Kultur und damit ein Teil der eigenen Identität. Ich glaube nicht, daß über meine Identität am grünen Tisch entschieden werden kann.

Seit 1880, als Konrad Duden sein Werk "Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache" veröffentlichte, lebte die deutsche Rechtschreibung davon, daß sie im "Duden" Regeln erfuhr, die sich standardmäßig am üblichen Gebrauch orientierten.
Das hat sich mit der sogenannten "Rechtschreibeereform" 1996 dramatisch verändert. Es wurden Türen aufgestoßen, denn nun verkam die Rechtschreibung zu einem Eldorado der "Experten". Der kulturelle Bezug der Sprache wurde aufgegeben und in die Hände von "Schreibtischtätern" verhökert.

Das ganze gipfelt in der Genderforschung und dem "Schluckauf-Sternchen". (Schluckauf-Sternchen: Wenn man diese "Wortkrüppel" richtig aussprechen will, muß man am "Sternchen" einen Schluckauflaut einbauen.) Eine abgehobenen Diskussion von Menschen, die gerne zu den "Eliten" gehören würden. Vornweg die "Eliten" der ZDF-Moderatoren, Die sind geschult und bekommen das "Schluckauf-Sternchen" (zumeist) ganz gut hin, Ganz anders sieht es bei den vielen anderen, weniger geschulten Sprecherinnen und Sprechern aus. Da fühle ich mich, wenn das Sternchen nicht in eine Pause fällt, nicht mehr angesprochen, denn dann wird das Word zur rein feminin Form, daß das gewollt ist will ich hier nicht unterstellen.

An Beispielen der von oben aufgenötigten Rechtschreibereform, die ich für idiotisch halte, mangelt es sicher nicht, Das geht vom Ersatz der allen geläufigen "ph"-Schreibweisen durch "f", über weitere Änderungen, die es den Menschen leichter gemacht hätten auch fremdsprachige Wortstämme zu verstehen und anzuwenden. Keine Scheu besteht darin Anglizismen beliebig zu verwenden, aber der Delphin soll über Nacht "Delfin" geschrieben werden. Also, liebe Kinder: Versucht erst gar nicht den Delfin in der Literatur, Historie oder Forschung zu finden, dort lautet die Bezeichnung nämlich Delphin!

Mein Liebling ist jedoch das "sz - ß". Daran dürfen sich alle auslassen, die in der Schule regelmäßig an der richtigen Schreibweise verzweifelten. Unsere "Experten" haben jetzt sogar eine Großschreibung erfunden, historisch und kulturell gesehen ein Unding. Wahrscheinlich waren einigen dieser Fachleute die wenigen Regeln zu schwer anzuwenden, die es für die Großschreibung des "ß" gab. Mir tut es weh, Mitten einer Großschreibung ein "ß" zu sehen und wer bisher nicht wußte wann "das oder daß" anzuwenden ist, der wird es auch bei "das oder dass" nicht wissen. So viel zur Vereinfachung die die Reform bringen sollte.




2 Kommentare:

  1. Wie abstrakt sich die akademische Sprache von der gesprochenen Sprache unterscheidet, zeigt auch der derzeitige Streit um Boris Palmer (er ist gewiß kein Freund von mir):
    Die Akademiker und Partei für besserverdienende, Bündnis 90/Die Grünen, wollen ihn aus der Partei ausschließen, für Äußerungen, die nicht schön sind, aber genau so Tag für Tag gebraucht werden. Das wird auch deutlich daraus, daß er Zitate verwand hat.

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  2. Ich bin bei der Vorschau auf Sahra Wagenknechts Buch "Die Selbstgerechten" (https://walters-books.blogspot.com/2021/05/vorab-sahra-wagenknecht-die.html) auch auf das oben genannte Thema eingegangen.

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