Sonntag, 26. September 2021

R.I.P. Günther Seiler


Mein liebster Freund, Günther Seiler, ist am 17, September 2021 verstorben. Das war für uns alle zu früh, die die wir wußten was Günther für sein Leben noch alles geplant hatte. Er erlitt einen Herzinfarkt im Pflegeheim seiner Mutter, typisch für ihn, immer für seine Familie, Kollegen und Freunde unterwegs, aufopfernd, selbst gesundheitlich angeschlagen, aber immer für jeden da, wenn Hilfe gefordert war.
Günther Seiler wurde als Sohn der Susanne und des Martin Seiler in Großau, Rumänien am 28. Juni 1955 geboren. Seine vom Fleiß getriebenen Eltern gaben die Pflege von Günther in die Hände der Großmutter, die er absolut liebte. Bis zur Ausreise in die BRD besuchte er die Haupt- und Gymnasialschule mit dem Schwerpunkt Architektur in seiner damaligen Heimat.
Mit seinen Eltern kam Günther im Jahre 1972 gemeinsam nach Deutschland, in seine neue Heimat, nach Lampertheim. Der junge Mann integrierte sich schnell in seiner Umgebung und begann eine Tätigkeit bei Daimler-Benz in Mannheim. Am Abend besuchte er die Abendschule, um sein Abitur in der BRD anerkannt zu bekommen.

Eine neuer beruflicher und Lebensabschnitt begann mit dem Umzug nach Lampertheim und der Aufnahme einer Tätigkeit bei Fagersta-Sandvik am gleichen Ort. Dort wurde er von seinen Kolleginnen und Kollegen 1982 zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt.
Ein nahezu verstörendes Ereignis in sein Leben begegnete Günther 1985 als Fagersta-Sandvik die Türen im Werk Lampertheim für immer schließen wollte. Mit einem Schlag wären alle Beschäftigten entlassen worden. Das konnte und wollte er nicht mitmachen. Frühzeitig begann sein Kampf für die Weiterbeschäftigung seiner Kolleginnen und Kollegen. Gemeinsam mit seiner damaligen Gewerkschaft der IG Metall. 
Noch einmal schulte der umtriebige Günther um und schloß eine Berufsausbildung zum Bauschlosser ab.

1987 trat Günther Seiler in die (heute: Europäische) Akademie der Arbeit (AdA) ein. Einer Institution die im wesentlichen der Fort- und Ausbildung von Gewerkschaftern diente und der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main angegliedert ist.
Ich lernte Günther an der Tischtennisplatte kennen, wo ich alleine die Bälle an die Wand schlug. Der damals mir fremde, aber nicht unsympathische Kollege war sofort dabei und erteilte mir eine erste Lehrstunde an der Platte, das sollte sich über die ganze Zeit unseres AdA-Aufenthaltes fortsetzen, auch wenn es teilweise Mitten in der Nacht war.
Es war nicht die einzige Lehrstunde die mir Günther erteilte, unsere meiste Zeit waren wir am Diskutieren, lesen, sich immer wieder prüfen ob unsere Thesen bestand haben könnten. Die Akademie war für uns nicht nur eine Studium, wir haben uns gegenseitig bereichert, es war eine wertvolle Zeit Ja, wir waren ein Team, wir waren Freunde und sollten es für den Rest unserer beiden Leben bleiben. Es war nur selbstverständlich, daß wir auch unsere Abschlußarbeit gemeinsam bestritten und natürlich, daß wir auf Günthers Erfahrungen zurückgriffen: Wir schrieben über Auffanggesellschaften im Falle einer Betriebsschließung.

Es war nicht unsere letzte Zusammenarbeit. Während des Studiums und der Internatsunterbringung an der Akademie hatte ich meine Immatrikulation an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, im Fachbereich Informatik ruhen lassen, ich nahm dieses Studium nach dem Abschluß der AdA wieder auf, Günther wechselte selbstverständlich als Gewerkschaftssekretär zur IG Metall, auch wenn er sich gezwungen sah in die SPD einzutreten.
Er war Zwischenzeitlich bei der Verwaltungsstelle (VW) Hanau/Fulda beschäftigt. Ich war Ingenieur des Deutschen Gewerkschatsbundes (DGB) für die "Beratungsgesellschaft neue Technologien und IT" in Frankfurt am Main. Wir machte uns daran, die (seine) VW ins nächste Jahrhundert zu führen und diese gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft, den führenden Herstellern von Hard- und Software, die gesamte Infrastruktur und Einrichtung auf einen neuen Stand zu bringen.
Ich hätte das alleine nie geschafft ohne die ständige Unterstützung Günthers, der die politische Akzeptanz in den verkrusteten Reihen der Gewerkschaft herstellte, ohne den Zuspruch, dessen ich gewahr sein konnte, wenn der Widerstand gegen die neuen Technologien zu groß wurde. Günther war es, der mich immer wieder aufbaute und mir half diese, damals für mich, große Aufgabe zu bewältigen,

Machen wir uns jedoch nichts vor: Günther war kein einfacher Mensch, er hatte Ideale für die er gekämpft hat. Sie waren sozial, ja: kommunistisch! Sein Umgang mit Menschen war idealistisch, manschen zu human. Günther war Pragmatiker, bis zu bestimmten Punkten, die man nicht übertreten durfte. Er liebte das andere Geschlecht und hatte einige Beziehungen, doch nie war er auch im Mindesten bösartig, Keine seiner Frauen die ich kenne, werden ihn vergessen können, Er war ein besonderer Mensch,

Ich kann hier nicht alle Abschnitte seines Lebens beleuchten, seine Enttäuschung über die IG Metall mit der er sich bis zu seinem Lebensende noch Streiten mußte, seine Widerstand gegen die Bürokratisierung der Gewerkschaften, seinen Umgang mit den Menschen in der neuen Bundesländern. Es sind viele Dinge die diesen Menschen ausgemacht haben. Ich kann sie hier nicht alle aufführen. Ich weiß nur eines: Mit Günther habe wir einen der wertvollsten Menschen dieser Hemisphäre verloren. Ich werde ihn immer im Herzen tragen!







Die Beisetzung findet am 5. Oktober 2021, um 13 Uhr, 



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